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Marta Lusuardi

(*1927; †2023)
Versammlungen

„Wie auch immer, die Versammlungen waren

in ihrer Zusammensetzung sehr breitgefächert: Da waren junge Väter, da waren junge Mütter, die Großeltern, die auch viel arbeiten, um für die Kinder zu sorgen. Dann wurden auch die lokalen Behörden eingeladen: Pfarrer, Priester, die Frauen der ‚Katholischen Aktion‘ (Azione Cattolica) und auch Vertreter der Gemeindeverwaltung, denn von Anfang an war die Idee, dass die [kommunalen] Schulen [der Kindheit], dass Bildung eine öffentliche Arbeit sein sollte, eine öffentliche Initiative. Darum mussten die Gemeinde, der Bürgermeister, die Dezernenten, als Erste dabei sein, zuhören und schließlich umsetzen“

 

(Lusuardi zitiert nach Lingenauber 2018, 74).

 

 

Carla Maria Nironi (*1939)

 

Hausbesetzung 1969

 

„Damals [1969] war der Hof dieser kleinen Villa [La Villetta] frei zugänglich, es gab keinen Zaun, er war offen. Daher gingen wir hin und schauten sie uns an, verzaubert, denn die ist schön, diese kleine Villa. Es ist eine kleine Villa aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, sie ist ein schönes Haus. Und wir schauten sie an und träumten, was wir darin machen könnten. Eines Tages haben wir einen Fragebogen erstellt. Ich dachte daran, weil wir bereits einen dieser Fragebögen für die Gesundheitszentren der Frau erstellt hatten. Und ich habe gesagt: ‚Warum nutzen wir nicht diese Möglichkeit, den Fragebogen?‘ Gedruckt hat ihn mein Mann mit einem Abziehapparat, den es heute nicht mehr gibt. Man drehte ihn so und machte viele Kopien mit der Tinte. Wir verteilten ihn bei den Familien. Wir fragten: ‚Habt ihr ein Kind? Füllt diesen Fragebogen aus.‘ Haus für Haus, Treppe für Treppe, es war eine außergewöhnliche Anstrengung. Und wir sammelten ungefähr 500 solcher Fragebögen ein. Und 94 % wollten die Schule [der Kindheit], brauchten die Schule. Es war unglaublich. Damals gingen wir zur Direktorin des Altersheims, die (…) eine Freundin von uns war, Carmen Zanti, eine Abgeordnete. (…) Und wir sagten zu ihr: ‚Wir möchten hier eine Schule einrichten, in diesem Haus hier.‘ Und sie sagte: ‚Aber es gibt viele Probleme, die Regierung will nicht, es gibt Gesetze dagegen.‘ Also haben wir eines Tages beschlossen, das Haus zu besetzen. Am Abend zuvor hielten wir eine Versammlung ab, es werden wohl 400 Personen gewesen sein, vielleicht auch mehr. Und wir sagten – um Mitternacht haben wir die Bombe platzen lassen – wir sagten: ‚Morgen früh gehen wir hin und besetzen (…) dieses Haus‘“

 

(Nironi zitiert nach Lingenauber 2018, 56 ff.).

 

 

Interviews